Burnout in der Altenpflege – die schleichende Gefahr

burnout in der altenpflege

Die Arbeit eines Altenpflegers / einer Altenpflegerin endet nie und dadurch steigt die Gefahr für einen schleichenden Burnout in der Altenpflege. Egal, ob stationär oder ambulant: es gibt immer was zu tun. In der Regel sagt uns die Uhr, wann „Feierabend“ ist. Unser Schichtende ist durch eine Struktur vorgegeben und nicht durch die Erledigung diverser Aufgaben. Wir können nicht sagen: „Ich habe alles erledigt, ich mach dann mal Schluss für heute.“ Denn, wenn wir nach Hause gehen, ist der Kunde (Bewohner oder Patient) noch immer pflegebedürftig und auf die Hilfe Anderer angewiesen. In der Übergabe übergeben wir Informationen, damit die uns nachfolgenden Kollegen da weitermachen können, wo wir aufhören. Erst dann gehen wir beruhigt nach Hause…

Doch was, wenn wir das nicht mehr können? Wenn wir nicht mehr das Gefühl haben, alles gut geschafft und weitergegeben zu haben? Einerseits müssen wir immer mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigen, andererseits fehlt uns an allen Ecken und Enden die Unterstützung. Wir alle kennen Situationen von Personalengpässen, sei es durch Krankheit oder auch durch mangelhafte Urlaubsplanung. Doch, wenn die Krise zum Dauerzustand wird, dann spielen wir nicht nur mit der Unversehrtheit der uns anvertrauten Menschen, sondern auch in hohem Maße mit unserer Eigenen.

Die Folgen solcher Umstände sind individuell. Es gibt Kollegen, die stecken das locker weg. Es gibt aber auch Mitarbeiter, die zunehmend unter derartigen Zuständen leiden und darüber körperliche und/oder psychische Symptome entwickeln.

Dazu können gehören:

  • Muskelverspannung
  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schlafstörungen
  • Sinkendes Selbstvertrauen
  • Erhöhte Stressanfälligkeit
  • Innere Leere

Wenn Ihnen ein/e Kollege/Kollegin von diesen Symptomen berichtet, fällt unweigerlich irgendwann der Begriff „Burnout-Syndrom.“

Selbstdiagnose Burnout in der Altenpflege

Der Begriff „Burnout“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „ausbrennen“. Damit beschreibt es das Gefühl, welche Betroffene in sich tragen, wenn sie über einen längeren Zeitraum über ihre Kräfte arbeiten. Ursprünglich wurde dieser Zustand in erster Linie den „Helfenden Berufen“, wie dem Altenpfleger, oder der Krankenschwester zugeschrieben, doch inzwischen ist klar, dass es in jedem Job zu einem Burnout kommen kann.

An dieser Stelle möchten wir kurz differenzieren. Es geht ganz eindeutig nicht um ein kurzes Formtief, oder eine kleine Niedergeschlagenheit, die nicht selten auch scherzhaft als „Burnout“ bezeichnet werden. Diese sind temporär und klingen ebenso schnell ab, wie sie kamen.

Und obwohl die Anzahl der Betroffenen steigt, handelt es sich im Sinne der WHO nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr um „…einen Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führt.“.

Manche Symptome, wie z.B. Müdigkeit, Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit und ein verminderter Antrieb, überschneiden sich mit den Beschwerden einer Depression. Der entscheidende Punkt ist daher, ob der Betroffene selbst seinen Zustand als „ausgebrannt“ bezeichnet.

Die Anfangs geschilderte Situation ist nur eine von vielen möglichen Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts in der Altenpflege begünstigen. Weitere Faktoren sind:

  • Schlechtes Betriebsklima
  • Schwer erfüllbare Vorgaben
  • Mobbing
  • Übermäßiger Stress
  • Ständiger Zeitdruck
  • Häufiges Einspringen in Urlaubs- und Krankheitsfällen
  • Fehlende Wertschätzung
  • Unzureichende Hilfsmittel
  • Schlechte Einarbeitung
  • Schwierige „Patienten“ – herausforderndes Verhalten
  • Permanente Überforderung

Treten diese Faktoren nicht nur „hin und wieder“ mal auf, sondern im Dauerzustand, steigt damit das Risiko für einen Burnout. Da es aber, wie bereits erwähnt, viele Menschen gibt, die solche Umstände zwar belastend finden, sie diese dennoch bewältigen, liegen die Gründe für einen Burnout auch in der Person selbst. Diese können sein:

  • Perfektionismus
  • Zu hohe Erwartungen an sich selbst
  • Nicht „Nein“ sagen können
  • Hilfsbereitschaft bis zur Selbstaufgabe
  • Versagensängste
  • Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes
  • Anderen etwas beweisen wollen

Bei der Therapie eines Burnouts ist es daher unbedingt nötig, beide Ursachen, äußere Umstände und eigene Persönlichkeit, zu betrachten.

Burnout in der Altenpflege – Was tun?

Nichts geht mehr. Der Körper und der Kopf blockieren. Der alleinige Gedanke an die Arbeit bewirkt übelste körperliche Symptome und ist kaum zu ertragen. Erster Ansprechpartner in solchen Fällen ist zumeist der Hausarzt. Ein Krankenschein, auch über mehrere Wochen, verschafft zwar augenscheinlich Linderung, löst aber das Problem nicht. Zunächst einmal muss ausgeschlossen werden, dass die Symptome durch andere Erkrankungen, z.B. der Schilddrüse, verursacht werden. Sinnvoll ist dann eine Überweisung an einen Facharzt, wie Psychiater, Psychotherapeut oder Psychologe. Noch einmal in aller Deutlichkeit – allein wird man es nicht schaffen.

Im Gegensatz zu vielen somatischen Erkrankungen, gibt es beim Burnout keine Standardtherapie. Denn ebenso, wie jede Lebenssituation einzigartig ist, muss auch die Therapie einzigartig auf den Betroffenen zugeschnitten sein. Ein Jobwechsel allein hätte daher nur ganz geringe Aussicht auf Erfolg, solange die innere Haltung sich nicht ändert – falls Sie trotzdem einen neuen Job suchen, finden Sie hier unsere Stellenangebote aus der Altenpflege. Auch eine veränderte Erwartungshaltung des Betroffenen ändert nichts an den möglicherweise unzumutbaren Arbeitsbedingungen. So, wie sich das Krankheitsbild aus mehreren Ebenen entwickelt, muss auch die Therapie auf mehreren Ebenen erfolgen.

Therapieziele können beispielsweise sein:

Therapieziele Burnout Altenpflege

Ein guter Arbeitgeber sollte immer auch das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter schätzen und schützen. Daher ist es auch in seinem Interesse, die Ursachen eines Burnouts zu kennen und diesen entgegenzuwirken. Eine professionelle Therapie richtet sich zwar stets an den Betroffenen, doch kann sie bewirken, Mut zu fassen, seine Anliegen vorzubringen, um eine Veränderung herbeizuführen. Nicht ohne Grund ist ein „Konzept zur Mitarbeiterzufriedenheit“ inzwischen Teil der Qualitätsprüfungen durch den MDK.