„Ihre Unterlagen gefallen uns. Wir möchten Sie gerne in einem persönlichen Gespräch kennenlernen“, liest Rosa als Sie die E-Mail mit Betreff „Bewerbung“ anklickt. Endlich! Ein Vorstellungsgespräch. Die Altenpflegerin ist aufgeregt. Sie hat schon viele Jobpleiten hinter sich. Alexander Bier erklärt, auf welche fünf Kriterien Rosa beim Kennenlernen achten sollte. Und falls Sie einen neuen Job in der Pflege suchen, finden Sie hier unsere Stellenangebote aus der Altenpflege.
Die Checkliste für den richtigen Arbeitgeber – darauf sollten Sie achten
1. Dienstplanmanagement
„Haken Sie nach, wie lange im Voraus Dienste feststehen“, rät Personalberater Bier, der jährlich 300 Pflegekräfte in Festanstellungen vermittelt. Als Faustregel gelte: Mindestens vierzehn Tage vorab sollten Mitarbeiter ihre Schichten kennen. Bier: „Am besten Sie fragen auch wie die Hausleitung Ausfälle handhabt.“ Sind Springer oder Kollegen in Rufbereitschaft eingeplant, wissen Pflegende, dass der Chef ihr Recht auf Frei respektiert und Engpässe nicht auf ihrem Rücken austrägt.
2. Pflegestandards
Jede Klinik, jedes Pflegeheim setzt eigene Standards in Pflegepraxis, Dokumentation und Hilfsmittelgebrauch. Diese muss Rosa vertreten können. Sonst wird der Alltag zur Tortur. „Erfragen Sie welche pflegerischen Ziele im Mittelpunkt stehen“, schlägt der Karriereprofi vor, „oder erkundigen Sie sich nach Hilfsmitteln und Arbeitsmaterialien.“ Gibt es eine Betreuungsphilosophie? Dürfen Mitarbeiter Ideen in den Heim-/Klinikalltag einbringen? „Allerdings ersetzt kein Gespräch den Besuch vor Ort“, weiß Bier. Pflegekräfte sollten das mögliche Arbeitsumfeld unter die Lupe nehmen und dabei auf Gerüche, Atmosphäre und Stimmungen zwischen Bewohnern oder Kollegen achten. Am Ende entscheidet das Bauchgefühl: „Fühlen Sie sich wohl, spricht nichts gegen die Stelle.“
3. Betriebliches Gesundheitsmanagement
Heben, hieven, beugen – Pflege ist ein Knochenjob. Dazu kommt der zunehmende Zeitdruck auf Station. „Soll der Laden laufen, sind Energie und Gesundheit der Mitarbeiter die wichtigsten Ressourcen“, sagt Bier. Unternehmen sollten körperliches und seelisches Wohlbefinden ihrer Belegschaft deshalb durch firmeninterne Gesundheitsmaßnahmen unterstützen. „Stressabbau ist keine Privatsache“, erklärt Bier. Fitnesskurse wie Pilates, Yoga oder Rückenschule seien unter Pflegekräften beliebt. „Im Zweifel wählen unsere Bewerber das Heim mit betrieblichem Gesundheitsmanagement“, führt der Experte an. Auch Lehrgänge, die beim Entspannen helfen, machen Kliniken attraktiv.
4. Weiterbildungsprogramm
Rosa liebt es ihr Wissen mit anderen zu teilen. Die 27-Jährige will Praxisanleiterin werden. Der Lehrgang ist aber teuer. „Gute Arbeitgeber unterstützen den Entwicklungsdrang ihrer Mitarbeitern“, meint Bier. Ermöglicht das Haus den Pflegenden, sich weiter zu qualifizieren, steigen Arbeitszufriedenheit und Qualität. Das verbessere das Image des Unternehmens. „Sprechen Sie Ihre Pläne bereits beim Bewerbungsgespräch an“, rät der Personalguru. Zuckt Rosas Gegenüber schon jetzt, stehen die Chancen auf finanzielle Hilfe auch künftig schlecht. „Viele Chefs freuen sich aber über den Lernwillen und übernehmen die Kosten teilweise oder ganz“, weiß der 34-Jährige.
5. Gehalt
Bundesland, Träger und Qualifikationen bestimmen wie saftig Pflegelöhne ausfallen. Durchschnittswerte reichen von 1.800 bis 3.000 Euro. „Grundsätzlich ist jedes Gehalt verhandelbar“, verrät Bier. Gerade in Zeiten, in denen erfahrene Pflegekräfte wie Rosa Mangelware sind, sei die Position des Bewerbers stark. „Trauen Sie sich Ihre Wünsche offen zu legen“, empfiehlt Bier. „und achten Sie auf die Reaktion.“ Sucht der Personaler das Gespräch, schiebt er die Thematik auf oder blockt er ab? „Alles Hinweise, wie Probleme im Arbeitsalltag gehandhabt werden“, berichtet Bier, „wo viel Arbeit für wenig Geld verkauft wird, sollten Sie die Tür von außen schließen.“ Rosa müsse sich ernst genommen fühlen. Das sei die Basis für eine fruchtbare Geschäftsbeziehung. Auch wenn sich beide Seiten vielleicht zunächst in der Mitte treffen. Bier: „Ihr Gegenüber muss Sie respektieren – als Arbeitskraft und als Mensch.“